– Tiere sind keine Weihnachtsgeschenke!
Mit der nahenden Adventszeit füllen sich zusehends die Wunschzettel: Insbesondere Kinder gestalten diese oft mit der Hoffnung auf ein „tierisches Weihnachtsgeschenk“ - einen schleifentragenden Welpen, ein schnurrendes Kätzchen, ein süßes Kaninchen oder einen knuffigen Hamster…
In ihrer Funktion als großzügiges „Christkind“ scheuen viele Eltern weder Kosten noch Mühen, um ihren Kindern derartige, meist einer fixen Idee entsprungene Wünsche zu erfüllen – und blenden beim Blick in die vorfreudig strahlenden Augen ihrer Kleinen nicht selten aus, dass Tiere keine kurzlebigen „Konsumgüter“, sondern komplexe Lebewesen mit individuellen Bedürfnissen sind, derer man weit über den Weihnachtsabend hinaus höchst verantwortungsvoll begegnen und gerecht werden muss.
Ist die Schleife erstmal abgenommen und der weihnachtliche Zauber nebst anfänglicher Euphorie verflogen, ist auch der Gang ins nächste Tierheim meist schnell angetreten – insbesondere nach den Feiertagen sehen sich viele ohnehin überlastete deutsche Tierheime oft mit einer regelrechten Abgabeflut konfrontiert. Beginnt das „tierische Weihnachtsgeschenk“ nämlich „unbequem“ zu werden, weil es Aufmerksamkeit, einen sauberen Stall, regelmäßige Gassigänge oder tierärztliche Versorgung einfordert, einfach "mieft", die neue Couch zerkratzt oder gar die Familien-Urlaubspläne „konterkariert“, sind es vor allem die Beschenkten, die dieser oft und schnell überdrüssig werden – und sich ihrer folglich entledigen wollen.
Wo „Haus“tiere aller Art aus einer Weihnachtslaune heraus angeschafft werden, mangelt es, aufgrund von falscher Beratung oder schlichtem Desinteresse, nicht selten an der nötigen, artspezifischen Haltungs- und Pflegekenntnis. Oft werden die „tierischen Geschenke“ über dubiose, vor allem dem illegalen Welpenhandel dienliche Online-Plattformen erworben, welche u.a. billige „Rassenware“ offerieren, die – vornehmlich im Ausland - unter skandalösen und grausamsten Bedingungen in Massen „produziert“ wird, um anschließend mutterlos, meist todkrank und mit gefälschten Papieren an abgelegenen Parkplätzen aus dem Kofferraum heraus verschachert zu werden. Statt "Welpenspaß" unterm Weihnachtsbaum warten auf Käufer:innen derart qualvermehrter Tiere vor allem horrende Tierarztrechnungen, während die Welpen oft an ihren zuchtinduzierten Leiden elendig zu sterben drohen. Rund 292 Fälle von illegalem Handel mit mindestens 1230 betroffenen Tieren seien hierzulande allein im Jahr 2022 offiziell dokumentiert worden – „die Dunkelziffer dürfte aber weitaus höher liegen.“ Auch der Kleintier- bzw. Exoten-Bezug aus dem Zoofachhandel ist unweigerlich und grundsätzlich mit der Förderung perfider tierleiderzeugender Zucht- und Handelsstrukturen verbunden – und geht zudem oft mit defizitärer da meist primär verkaufsdienlicher Beratung hinsichtlich „artgerechter“ Pflege und Haltung einher. Ebenso sollte während des Weihnachtstrubels von der Aufnahme eines Tierheim-Tieres möglichst abgesehen werden – dass die Eingewöhnung in ein neues Zuhause immer mit der nötigen Ruhe und Achtsamkeit vonstatten gehen sollte, ist selbsterklärend.
Tiere, die unterm Weihnachtsbaum landen, sind/werden oft unglückliche Tiere. Die Anschaffung eines Lebewesens bedarf ausnahmslos reiflicher Überlegungen und langfristiger Entscheidungen, wie sie nicht zwischen Weihnachtskugeln und Lametta getroffen werden können und sollten. Unter Einbezug aller Familienmitglieder ist die Adoption eines Tieres eingehend und fernab von Weihnachtshektik zu planen – die Vorab-Aneignung von Fachkenntnis die artgerechte Haltung und Pflege betreffend, ist obligatorisch. Niemals sollten (Klein-)Kinder dabei völlig allein mit der Versorgung eines Tieres betraut werden.
Wer kümmert sich? Ist der nötige Platz vorhanden? Wer versorgt das Tier im Urlaubsfall? Wer säubert das Gehege? Wer leert das Katzenklo? Wer geht täglich Gassi? Können anfallende tierärztliche Kosten getragen werden? – Fragen, die es – neben vieler weiterer - vor der verantwortungsvollen Adoption eines tierischen Mitbewohners zwingend zu behandeln und zu beantworten gilt.
Tier-Erlebnisse schenken, statt Tiere: Zum Beispiel im Rahmen eines Tierheim-Besuches können Erwachsene wie Kinder unverbindlich Kontakte zu möglicherweise zukünftigen bellenden, maunzenden oder fiepsenden Familienmitgliedern knüpfen, und diesen – mit bedarfsangepassten (Sach-)Spenden – in Absprache mit dem jeweiligen Tierheim, zeitgleich eine kleine Weihnachtsfreude bereiten.
TIERE SIND KEINE WEIHNACHTSGESCHENKE!
Bitte weitersagen!
Quelle:
Katze, Hund und Co.: Tiere sind keine Weihnachtsgeschenke | STERN.de