Tier des Jahres 2024: Igel haben’s schwer
Mit seinen stacheligen Allüren konnte sich der allseits beliebte Igel (Braunbrustigel / Erinaceus europaeus) spielend gegen seine tierisch wilden „Konkurrenten“ durchsetzen – und wurde jüngst zum „Tier des Jahres 2024“ gekürt. Auch wenn er diesen wertschätzenden Moment jahreszeit- und witterungsbedingt natürlich verschlafen hat und vielerorts bereits nichtsahnend unter Schnee und Laub schlummert - Glückwunsch!
Der Status als "Tier 2024" dürfte dem kleinen Stachelfreund – so hoffen wir - zu gebührender und zwingend notwendiger Aufmerksamkeit und Ambition hinsichtlich seines Schutzes verhelfen – denn der insektenfressende, einzelgängerische und nachtaktive Gartenliebling hat’s zunehmend schwer in hiesigen Gefilden – Auf der Vorwarnliste der „Roten Liste der Säugetiere Deutschlands“ steht er bereits. Mit drohender Hochstufung.
Igel haben’s schwer:
Wo agrarlandschaftliche Eintönigkeit vorherrscht, und wilde Vegetation verdrängt wird, da kein Lebensraum für hecken- und wiesenliebende Igel mehr. Vielen Stachelträgern bleibt daher nichts anderes übrig, als auf Gärten, Parkanalgen und Siedlungen auszuweichen und in urbanen Gebieten ihr Glück zu versuchen. Doch auch hier nehmen versiegelte Flächen, Laubbläser, steinerne wie kleinmaschige Barrieren, reger Straßenverkehr und naturferne Gartengestaltung Igeln das letzte Futterinsekt, den letzten Unterschlupf, die letzte Sicherheit und vor allem die letzte Hoffnung. Seine Schutzstrategie, das Einigeln bzw. Einrollen, mag hungrige Dachse, Uhus und Füchse irritieren, gegen Autos, Rasentrimmer oder gar Mähroboter, wie sie im Sommer Tag und Nacht durch Gärten und über raspelkurze Wiesen rollen, kann so eine pieksende Stachelkugel allerdings nicht viel ausrichten. Vor allem, wenn sich die Aktivitätszeiten der Mähroboter mit denen der nachtaktiven Tiere überschneiden und diese – wie oft der Fall - bei Dämmerung bzw. des Nachts zugange sind, laufen futtersuchende Igel Gefahr, von den gnadenlos rotierenden Messern der schleichenden Rasenfresser erfasst - und infolge schwer bis tödlich verletzt zu werden. Rasentrimmer erschrecken in Hecken- und Strauchrändern schlafende Igel überdies oft und buchstäblich zu Tode.
Sie brauchen:
Naturnahe Gärten, naturnahe Gärten - und nochmal naturnahe Gärten: Wildwuchs, Hecken und insektenlockende wie laubreiche Gärten und Freiflächen bilden für Stacheltiere eine essenzielle Lebensgrundlage. Hier können sie sich verstecken, ungestört ihren Nachwuchs gebären und großziehen, finden ausreichend nährende Insekten, Würmer und Spinnentiere, welche sie mühelos mit ihren feinen Nasen erschnüffeln - sowie Laub- und Reisigmaterial, welches sie zu schutz- und wärmespendenden Winterquartieren aufschichten können.
Wie du es ihnen leichter machen kannst:
Biete ihnen Büsche, Laub- sowie Reisighaufen in deinem Garten an, welche sie als Unterschlupf- und Nistmaterial nutzen können.
Baue Igelhäuschen zum Überwintern: Ein Igelhaus zum Überwintern bauen | NDR.de - Ratgeber - Garten
Pfeif auf „englischen Rasen“ und „exotische“ (Gehölz-)Bepflanzung in deinem Garten
Zäune deinen Garten nicht kleinmaschig ein - verschaffe Igeln barrierefreien Zutritt.
Brenne keinesfalls Reisighaufen ab, ehe du sie nicht vorsichtig umgesetzt hast – belasse diese am besten einfach im Garten.
Räume deinen Garten nur selten und vorsichtig auf – Igel bauen ihre Nester gerne in/unter gestapeltem Holz und Haufen.
Decke Kellerschächte und Gruben an deinem Haus ab.
Kontrolliere (Straßen-)Baugruben bzw. Gräben auf hineingefallene Igel – rette diese.
Versieh deinen Teich bzw. Wasser(-sammel)-Behältnisse mit entsprechenden Planken, damit Igel wie andere kleine Tiere diesen notfalls entsteigen können und nicht ertrinken.
Lass Laubsauger im Schuppen stehen.
Stelle niemals Schlagfallen (in deinem Garten) auf und verzichte auf „Vogelschutznetze“, die bis zum Boden reichen.
Verwende/versprühe keine Chemie in deinem Garten.
Stelle ganzjährig (vor allem bei Hitze) saubere Frischwasser-Tränken auf – die Tiere haben Durst!
Fahre insbesondere im Herbst, wenn Igel vermehrt deinen Weg kreuzen, besonders achtsam und bremsbereit.
Kaufe und verwende niemals einen Mähroboter. Weise Mähroboternutzende auf jenes tödliche Risiko hin, das von den rollenden Rasenteufeln ausgeht – und darauf, dass sie diese – wenn überhaupt - ausschließlich bei Tage laufen bzw. rollen lassen sollen.
Gib diese wertvollen Igelschutz-Tipps an alle weiter, die du kennst. Wie du vorgehen musst, wenn du – insbesondere jetzt bei Schneegestöber und eisiger Kälte – einen hilfsbedürftigen Igel auffindest, erfährst du u.a. hier: Pro Igel | Verein für integrierten Naturschutz Deutschland e. V. (pro-igel.de)
Das Tier des Jahres 2024 hat’s schwer. Mit einer naturnahen Gartengestaltung und simplen Schutzmaßnahmen kannst du es Igeln leichter machen – Denn Mitleid ist zu wenig!
Wie hilfst du dem Igel?
Bitte weitersagen!
Quellen:
Tier des Jahres 2024: Der Igel macht das Rennen | tagesschau.de