Weil klimaschädlich: Stadt Haarlem avisiert Fleisch-Werbe-Verbot
Schon ab 2024 könnte das fleischrote Leuchten auf öffentlichen Werbe-Bildschirmen, wie sie in Wartehäuschen und Bussen Reisende unterhalten und für ihren nächsten Kauf animieren sollen, im niederländischen Haarlem verblassen. Angesichts der voranschreitenden klimatischen Katastrophe will die Stadt das Bewerben eines maßgeblichen Intensivierungspostens – den Konsum von Fleisch – in der Öffentlichkeit verbieten. Mit ihren Fleisch-Werbe-Verbotsplänen leistet die Stadt Pionierarbeit – sie ist die erste überhaupt, die ein solches Verbot einführen will.
„Die Partei GroenLinks hatte das Verbot beantragt. Die Politikerin Ziggy Klazes, die die Maßnahme für die Partei angestoßen hatte, sagte dem niederländischen Radiosender "Haarlem105", man könne Menschen nicht einerseits sagen, dass es eine Klimakrise gebe, und sie andererseits dazu ermutigen, Produkte zu kaufen, die Teil des Auslösers seien. Eine aktuelle Studie der Oxford-Universität, die den Einfluss verschiedener Lebensmittel auf die Umwelt untersucht hat, bestätigt, dass Fleischprodukte im Vergleich einen hohen ökologischen Fußabdruck haben.“
Auch wenn der Kausalzusammenhang zwischen Fleischkonsum und Klimawandel nicht von der Hand zu weisen ist, werde insbesondere seitens der niederländischen Fleischindustrie - sowie auch seitens der Fleischkonsumierenden Kritik laut – man fühle sich durch das geplante Werbeverbot bevormundet. Erst kürzlich habe die niederländische Fleischindustrie eine Kampagne gestartet, welche mit dem Titel „Nederland Vleesland“ „(etwa: Niederlande, Land des Fleisches)“ eine deutliche und gewinnzuträgliche Message transportiert. Auch stadtratsintern werde das avisierte Verbot keinesfalls durchweg bejubelt. Ein niederländischer Jura-Professor rechne sogar mit diversen Klagen durch „Super-Markt-Ketten“.
„Die niederländische Zeitung "De Telegraaf" hat zu dem Thema ihre Leser:innen befragt, die sich ebenfalls überwiegend kritisch äußerten. Die Mehrheit gab an, das Werbeverbot sei eine zu weitreichende und bevormundende Einmischung. Nur sieben Prozent waren der Meinung, dass diese Maßnahme Menschen tatsächlich dazu bewegen könne, weniger Fleisch zu essen. 85 Prozent der Teilnehmer:innen der Umfrage gaben an, selbst Fleisch zu essen.“ 
Niederlande: Stadt Haarlem will Werbung für Fleisch ab 2024 verbieten | STERN.de
Der Fleischkonsum ist, mit all seinen zugehörigen Produktionseinheiten, ein wahrer und nicht zu unterschätzender Klimakiller: Brennstoff für die Erderwärmung: Fleisch und Milch - Ethik.Guide (ethikguide.org)
Es ist erschreckend, welch prioritäre Rolle der „Genuss“ bzw. die uneingeschränkte „Ernährungsfreiheit“ beim überwiegenden Großteil der Menschheit gegenüber dem Wohl der Tiere und der Gesundung unserer Erde spielt. Auch wenn das geplante Werbeverbot primär auf den klimatischen Aspekt ausgerichtet ist und eine Verminderung der systemischen Tierquälerei in seiner Grundintention erstmal ausklammert – Weniger Fleischkonsum bedeutet weniger Tierleid. Weiter suggeriert die Werbung für Fleisch und andere Tierprodukte in aller Regel ein völlig realitätsverzerrendes Bild von „Nutz“tierhaltung und Produktionsprozessen, welches sich in den Köpfen Konsumierender festsetzt, ihre Ausblendungsmechanismen bestätigt und sie mit "gutem Gewissen" in die Fleischtheke greifen lässt. Mit einem Fleisch-Werbeverbot könnte Konsumierenden dieser „kognitive Verdrängungs-Komfort“ zu großen Teilen entzogen werden.
Wir hoffen, dass das avisierte Werbeverbot - für Tiere und Klima - tatsächlich Anwendung finden wird - und viele Nachahmer.
Animals United e.V. - Für Tierrechte. Denn Mitleid ist zu wenig!