🐖❔ Konzept der *In*transparenz – Özdemirs „Tierwohl“label

Seit Jahren bereits ist ein verpflichtendes, der Transparenz bzgl. der Haltungsform-Ausweisung von Fleischerzeugnissen dienliches, Tierwohllabel Gegenstand eines politischen Diskurses. Wo in der Vergangenheit konzipierte Entwürfe keinen Anklang fanden, hat sich Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) nun an einem neunen Label-Konzept versucht, dessen „Eckpunkte“ er jüngst vorgestellt hat und welches, sollte es parlamentarische Akzeptanz erfahren, vorerst für Frisch-Schweinefleisch aus deutscher Produktion Verwendung finden soll.

Anhand des in fünf Stufen gegliederten, staatlichen „Tierwohl“labels sollen Verbraucher:innen künftig darüber informiert werden, wie hoch die „Lebensqualität“ jenes Tieres war, dessen abgepackte Einzelteile sie sich in den Einkaufswagen legen. Die „Tierwohlkennzeichnung“ soll schnell erfassbare Auskunft über die „Komfortabilität“ geben, welche den Tieren vor ihrem Tod in Produktionsstätten zuteilwurde: wieviel (mehr) Platz diesen während der Mast gewährt wurde – und ob die Stallungen mit Zusatzelementen und qualitativen Beschäftigungsmaterialien ausgestattet waren.

🐖 Die Stufeneinteilung des für voraussichtlich 2023 geplanten „Tierwohl“labels:

1️⃣ Haltungsform STALL: „Die Haltung während der Mast erfolgt entsprechend der gesetzlichen Mindestanforderungen.“

2️⃣ Haltungsform STALL+PLATZ: „Den Schweinen steht mindestens 20 Prozent mehr Platz m Vergleich zum gesetzlichen Mindeststandard zur Verfügung. Die Buchten sind durch verschiedene Maßnahmen strukturiert. Dies können z. B. Trennwände, unterschiedliche Ebenen, verschiedene Temperatur- oder Lichtbereiche sein.“

3️⃣ Haltungsform FRISCHLUFTSTALL: „Den Schweinen wird innerhalb des Stalls ein dauerhafter Kontakt zum Außenklima ermöglicht. Dies wird erreicht, indem mindestens eine Seite des Stalls offen ist, so dass die Tiere Umwelteindrücke wie Sonne, Wind und Regen wahrnehmen können. Zudem steht ihnen mindestens 46 Prozent mehr Platz im Vergleich zum gesetzlichen Mindeststandard zur Verfügung.“

4️⃣ Haltungsform AUSLAUF: „Den Schweinen steht ganztägig, mindestens jedoch acht Stunden pro Tag, ein Auslauf zur Verfügung bzw. sie werden in diesem Zeitraum im Freien ohne festes Stallgebäude gehalten. Zudem steht ihnen mindestens 86 Prozent mehr Platz im Vergleich zum gesetzlichen Mindeststandard zur Verfügung.“

5️⃣ Haltungsform BIO: „Die Lebensmittel wurden nach den Anforderungen der EU-Ökoverordnung (EU) 2018/848 erzeugt. Das bedeutet für die Tiere eine noch größere Auslauffläche und noch mehr Platz im Stall gegenüber den anderen Haltungsformen.“

„Mit der verpflichtenden staatlichen Tierhaltungskennzeichnung schaffen wir nun die seit Jahren überfällige Transparenz“, schwärmt Özdemir.

Auch wenn die Ambitionen des Landwirtschaftsministers in ihrer Kern-Intention löblich sein mögen, so klammern diese doch maßgebliche, eklatante Parameter gänzlich aus, welche für eine transparente und unverfälschte Ausweisung der tatsächlichen Lebens- und Leidensumstände der geschlachteten Tiere zwingend und in aller Deutlichkeit aufgeführt werden müssen. So versäumt die Stufen-Listung die explizite Erwähnung einer besonders tierquälerischen Haltungs-Einheit – nämlich die Zwangsfixierung von Sauen in Kastenständen, welche größtenteils standardisiert ist – gänzlich. Für die Kennzeichnungspflicht sei die Mastphase maßgeblich.

Ferner weisen die Stufen-Betitelungen einen euphemistischen Charakter auf: Der Begriff „Stall“ ist ein sehr dehnbarer und verschleiert gekonnt die Herkunft aus industrialisierten, reizarmen Produktionsstätten. Das Plus bei der zweiten Haltungsform – „Stall+Platz“ – steht allenfalls für eine marginale Erweiterung (20%) der konventionellen Standardfläche (diese liegt bei 0,75 m² pro Tier). Als „Frischluftstall“ gelten jene Betriebsstätten, welche mind. eine offene Stallseite und ein geringes Maß an mehr Platz – nicht aber eine Optimierung der grundlegenden Haltungsstruktur - aufweisen. Auch „Auslauf“ und „Bio“- Haltungen sind - wie du sicher weißt - keinesfalls ein Garant für ein glückliches und artgerechtes Schweineleben. Ob Haltungsstufe 5 oder 1 - ein qualvoller Tod ereilt all die zu Produkten degradierten Tiere!

👉https://www.tagesschau.de/inland/tierwohl-103.html

👉https://www.agrarheute.com/.../tierhaltungskennzeichnung...

⁉️ Die Suggestiv-Betitelungen der einzelnen Haltungsstufen sind unseres Erachtens kein Schritt zu mehr Transparenz, sondern ein Schritt zu mehr Unwissenheit und Beschönigung von tierquälerischen Haltungs-Konzepten. Eine allenfalls nebulöse Darstellung der Realität, die das Gewissen Konsumierender besänftigen - und diesen ein staatlich kontrollierendes Augenmerk auf mehr „Tierwohl“ vermitteln soll.

💚🌱 Lass dich nicht blenden – Go vegan!

➡️ „Im Einsatz für das Schwein“ klärt Schauspieler Hannes Jeanicke dokumentarisch über das Leben und Leiden der Schweine in der Tier- und Fleischindustrie auf: https://www.zdf.de/.../hannes-jaenicke-im-einsatz-fuer...