🏘🐝 „Urbane“ Brummer – Warum du „Stadt“-Hornissen gewähren lassen solltest

In Deutschlands Städten brummt es. Spätsommer ist die Zeit jener oft missverstandenen Fluginsekten, welche mit ihren auffälligen gelben Streifen, ihren kräftigen Beißwerkzeugen und ihrem tiefen, bedrohlich anmutenden Gebrumme in menschlicher Gegenwart meist mehr Furcht ernten, als Entzücken – dabei sind Hornissen äußerst friedfertige und zudem überaus faszinierende und tendenziell scheue Geschöpfe – quasi Schafe im Wolfspelz. 🐑🐺

Zugegeben, ein Hornissen-Stich mag schmerzhaft sein – aber weder vermag dieser – wie oft behauptet und befürchtet – ein Pferd töten, noch Menschen zur Strecke bringen. Der Stich einer Hornisse ist mitnichten giftiger als der einer Biene oder Wespe. Die dicken Brummer sind keinesfalls aggressiv und fliegen i.d.R. friedlich ihrer Wege. Tatsächlich ihren Stachel ausfahren wird eine Hornisse erst, wenn diese bis aufs Äußerste gereizt oder bedrängt wird bzw. sich in akuter Lebensgefahr sieht. Wenn du ihr ruhig und respektvoll begegnest, hast du in der Regel keinen schmerzhaften Stich zu befürchten. Anders als Wespen – den direkten Verwandten der Hornisse – schwirren die dicken Brummer auch nicht penetrant im aufgeregten Zickzack-Flug um gedeckte Gartentische oder rücken dir – vom Hunger getrieben - anderweitig in unangenehmer Form auf die Pelle. Im Gegenteil: Als im Larvenstadium Insektenfleisch fressende Tierchen halten nistende Hornissen deine Umgebung frei von Stubenfliegen, blutsaugenden Bremsen und vielen weiteren oft unliebsamen Besuchern.

🏘🐝 Auch wenn Hornissen meist keinerlei Interesse an menschlicher Nähe hegen und sie als (Nist-)Habitat vornehmlich Waldnähe präferieren, wird ihr Gebrumme in deutschen Städten zusehends lauter: In einer durch den „LBV“ und den „NABU“ initiierten Insektenzählung im Juni dieses Jahres, errang die geschützte Europäische Hornisse (Vespa crabro) den 11 Platz der am „häufigst beobachteten Insekten“. Dass das Aufkommen an Hornissen im städtischen Bereich merklich zunehme, sei u.a. auf den Schwund natürlicher Nistplätze zurückzuführen. Wo Baumhöhlen am Waldesrand zusehends rar werden, und Nahrungsquellen versiegen, beziehen Hornissen vermehrt „Rollladenkästen“, Dachböden und Schuppen oder bauen ihre kunstvollen Nester, deren Grundbausubstanz weiches Holz bildet, „zwischen Wänden und Nischen“ aus, um ihre Population, trotz des Mangels an natürlichen Niststätten, zu sichern.

❓ Hast du schon mal ein Hornissennest in deinem Garten, in deinem Schuppen oder an deinem Haus entdeckt?

☝️🐝 Die unter Artenschutz stehenden, friedfertigen Brummer dürfen weder getötet- noch dürfen deren Nester eigenmächtig entfernt werden. Selbst Fachleute erhalten i.d.R. erst nach eingehender Rücksprache mit den zuständigen Naturschutzbehörden eine Nest-Umsiedlungs-Genehmigung.

🐝➡️ Sollten Hornissen deine Umgebung als geeignete Brut-Stätte auserkoren haben, ist ein Ergreifen von Maßnahmen deinerseits i.d.R. nicht von Nöten. Lass die Tierchen, wenn möglich, gewähren und erfreue dich, aus adäquater Entfernung, an dem brummenden Treiben im und um das Nest. „Hornissen sind relativ friedlich. Wenn man ein bis zwei Meter Abstand zum Nest hält, ist das kein Problem.“ – erklärt Wildbienen- und Wespenexperte Christian Schmid-Egger von der Deutschen Wildtier Stiftung in Berlin. Spätestens im Herbst dürfte Ruhe im Hornissennest einkehren, da lediglich die jungen Königinnen zu überwintern vermögen.

☝🐝 Trotz aller Friedfertigkeit sind natürlich auch Hornissen darauf bedacht, Nest und Staat zu schützen - damit eine stichfreie Koexistenz gelingt, gilt es, in Nestnähe ein paar Verhaltensregeln zu beherzigen:

☝ "Keinesfalls das Nest erschüttern, etwa durch Hämmern oder Klopfen."

☝ "Hektische Bewegungen vermeiden – langsame Bewegungen tolerieren die Hornissen."

☝ "Flugbahn direkt am Nest frei halten und den Landeplatz nicht manipulieren."

☝ "Kleinkinder wegen ihrer oft ungestümen Bewegungen vom Nest fernhalten, eventuell durch einfache Absperrungen."

☝ "Keinen Rauch oder Motoren, etwa von Rasenmähern, in Nestnähe bringen oder gar mit dem Wasserschlauch auf das Nest spritzen."

☝ "Hängt das Nest an einer problematischen Stelle, hilft oft eine einfache Absicherung, etwa ein Fliegengitter oder Perlenschnüre zur Wohnung hin."

➡ Sollte die Wahl des Nistplatzes derart unglücklich ausgefallen sein, dass eine Entfernung bzw. Umsiedlung des Hornissen-Nestes unumgänglich ist, muss diese in jedem Fall durch eigens dazu autorisierten Spezialist:innen erfolgen - Hier sind die Unteren Naturschutzbehörden oder aber der örtliche "Bund Naturschutz" erste Auskunftsgeber.

❤️🐝 Wo Insekten wie Hornissen zunehmend um natürliche Nistplätze fürchten müssen, ist es umso wichtiger, dass wir sie – sofern möglich – in unserer Umgebung gewähren und ihr Brutgeschäft unbehelligt vollziehen lassen.

Quellen:

➡ Hornissen: friedliche Insektenjäger | BUND Naturschutz (bund-naturschutz.de)

➡ Hornissen ziehen vermehrt in die Städte - [GEO]