90 Cent-Leben: Die ungewollten Kinder der Milchindustrie
„Man kriegt ja mehr für einen Kanarienvogel als für ein Kalb“, klagt Milchbäuerin Hanna Becker in einer „Plusminus“ Reportage der ARD.
Hanna Becker beherbergt 40 Milchkühe. Damit diese stets Milch geben, müssen sie pausenlos Nachwuchs gebären. Wo männliche Kälber ohnehin als „Abfallprodukt“ der Milchindustrie gelten, da männliche Tiere keine Milch geben und diese für die Mast nur bedingt geeignet sind, zwingt die Corona-Krise Landwirt:innen nun auch zum regelrechten "Verschachern" der weiblichen Nachkommen. In die Aufzucht der Jungtiere fließe mehr Geld, als sie letztlich für die Kälber einnehmen würde, klagt Becker. Erst kürzlich habe sie ein Kalb für 0,90 Euro an einen Großhändler verkaufen müssen.
Auch im Bio-Bereich gäbe es keinen Markt für Kälber- die Mast sei hierzulande zu teuer und nicht lohnenswert. Kalbfleisch werde sehr günstig importiert, klagt Bio-Landwirt Frank Seifert.
HIER geht’s direkt zur Reportage: 
https://www.ardmediathek.de/.../Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlL.../...
Ein Großteil der etwa Vier Millionen Kälber, die in Deutschland jährlich als „Beiprodukt“ produziert würden, würden unter qualvollen Bedingungen ins Ausland exportiert. Die Tierkinder müssen stunden- oder gar tagelange Transport-Strapazen über sich ergehen lassen, um dann in reizarmen, winzigen Einzelboxen gen Schlachtreife gemästet zu werden. Ein Teil des Fleisches werde danach sogar nach Deutschland reexportiert.
Auf einen bestimmten Zuchttypus fokussiert, der primär auf Milchleistung, nicht aber auf Fleischansatz ausgelegt sei, habe die Landwirtschaft für insbesondere männliche Nachkömmlinge keinerlei Verwendung. Kälber sind somit ungewollte Kinder der Milchwirtschaft- reine „Abfallprodukte“, welchen sich die Landwirtschaft entledigen möchte. Unzählige Tiere werden im Krankheitsfall nicht medizinisch betreut und versterben.
Das „System Milch“ ist perfide und basiert auf einer Klassifizierung von „lohnenswertem“ und „nicht lohnenswertem“ Leben. Es reduziert fühlende Geschöpfe auf deren wirtschaftlichen Nutzen und produziert „ungewolltes Leben“, welches dann für ein paar Cent verschachert wird.
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