Gestreichelt und gegessen: Eine Stimme für Kaninchen

(von Jennifer Hansen, ANIMALS UNITED-Mitarbeiterin)

Ostern ist gerade vorbei und damit auch die Zeit, in der lustige Videos und Bilder von

“glücklichen” Häschen und Kaninchen die Runde machen.

Kaninchen bedeuten für mich den Inbegriff von sweetness. Seitdem ich denken

kann, bin ich von diesen faszinierenden Tieren umgeben. Ich könnte sie ewig

beobachten, wie sie ihre süßen Näschen rümpfen, Löwenzahn & Co verschlingen,

sie streicheln und meine Nase in ihr wunderbar riechendes Fell stecken. Im August

vergangenen Jahres habe ich auch genau das getan – stundenlang, denn ich hatte

eine Lungenentzündung und daher sehr viel Zeit, die ich im Schatten beim “Rabbit

Viewing” verbrachte.

Kaninchen sind – entgegen der weitläufigen Meinung – keine Hasen, werden aber

oft als solche bezeichnet. Sie leben in Gruppen, buddeln gerne und sind

dämmerungsaktiv. Ihre Lebenserwartung liegt bei ca. acht bis zwölf Jahren.

Eigentlich, denn diese sanften Tiere nehmen (wie Pferde übrigens auch) eine

Doppelrolle ein; als sogenannte “Haus”- und “Nutz”tiere. Und so kann es vorkommen,

dass einige (Zwerg-)Kaninchen in einem großen Auslauf ihre Haken schlagen,

während ein paar Meter weiter Hunderte ihrer Artgenossen eingepfercht in engen

Käfigen sitzen und nach ca. drei Monaten auf ihren sicheren Tod warten oder für

Tierversuche ihr Leben lassen müssen.

Erst neulich fiel mein Blick auf einen Artikel über die Kaninchenmast in Italien. Es

waren schlimme Bilder und ich dachte mir: Zum Glück essen hierzulande nicht so

viele Menschen Kaninchen. Doch meine darauffolgende Recherche führte leider zu

einem anderen Ergebnis: Ca. 20-30 Millionen Kaninchen (genaue, aktuelle Zahlen

sind schwer zu finden, da Kaninchenfleisch nur in Tonnen angegeben werden muss)

leiden hier in Deutschland, weil sie als Braten auf dem Teller landen! Aber wer isst

all die Tiere? Ich kenne niemanden.

Und jetzt kommt’s – Schizophrenie par excellence: Für ein und dieselbe Tierart

gelten unterschiedliche gesetzliche Bestimmungen! Käfige in der Kaninchenmast

bieten den Tieren in der Regel nur etwa 700 bis 1.000 Quadratzentimeter Platz pro

Tier – das entspricht etwa der Größe von 1 bis 1,5 DIN-A4-Seite! Bedeutet: Die

lauffreudigen Tiere können sich noch nicht einmal strecken, geschweige denn

hüpfen. Eine artgerechte Haltung von Kaninchen zur Fleischgewinnung ist demnach

unmöglich umzusetzen, und das Gesetz ein Witz. Kaninchen, die als "Haus"tiere

gehalten werden, sollten laut § 2 des deutschen Tierschutzgesetzes weitaus mehr

Platz haben, denn hier heißt es:

Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat,

1.

muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und

verhaltensgerecht unterbringen,

2.

darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm

Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden,

3.

muss über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung des

Tieres erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen.

Wie bitte?

Dass einige unserer merkwürdigen Spezies Mensch zwischen sogenannten “Haus”-

und “Nutz”tieren unterscheiden, ist ja leider nichts Neues, aber dass manche

Kaninchen das große Los gezogen haben und um die Wette rennen dürfen, während

andere ihr Dasein in engen Käfigen auf Spaltenböden fristen oder in

Tierversuchslaboren Substanzen in die Augen geträufelt bekommen, grenzt an

Irrsinn und ist meiner Meinung nach gesetzeswidrig.

Was kannst du tun?

Teile diesen Beitrag in deinem Umfeld, um möglichst viele Menschen auf das

Leid der Tiere aufmerksam zu machen. Der Schauspieler Hannes Jaenicke

sagte einmal zu mir: “Wir alle haben es in der Hand, und zwar mit unserem

Portemonnaie.” Wenn keiner mehr tierische Produkte kauft, wird es für die

Produzenten unrentabel.

Schau genau hin! Wenn du Zeuge von Tierleid wirst, informiere das

Veterinäramt und/oder eine Tierrechtsorganisation, die solchen Missständen

nachgeht.

Werde Tierschutzlehrer:in! Dadurch kannst du bereits Kinder und Jugendliche

für Tierschutzthemen sensibilisieren ➡️ Tierschutzlehrer:innen-Ausbildung – ANIMALS UNITED e.V.

Quellen:

Mastkaninchen - VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz in Deutschland

§ 32 TierSchNutztV - Einzelnorm

TierSchG - Tierschutzgesetz