Terraristik & Exotenhaltung: Tierleid im Glaskasten
Hund und Katze reichen längst nicht mehr: Was die „Heim“tierhaltung betrifft, kann es vielen Menschen hierzulande gar nicht exotisch genug sein. Eingeglaste Mikro-Dschungel oder -Wüsten in Form von größeren und kleineren Terrarien füllen teilweise Keller, Hobbyräume und/oder Wohnzimmer und bilden in manchen Fällen ganze „Heimzoos“. Meist üppig bepflanzt, hell ausgeleuchtet, eingestreut und dekorativ ausgekleidet, sollen sie dem trauten Heim Exotik einhauchen und – je nach Optik, „Seltenheitswert“ und Gefährlichkeitsgrad des „tierischen Besatzes“ - für Faszination und/oder Nervenkitzel sorgen.
Vor allem teilweise aus aller Welt stammende terrestrische (landbewohnende) Tiere wie Reptilien, so etwa Schlangen und Bartagamen, Amphibien wie bspw. Frösche und Unken, Wirbellose wie Vogelspinnen und Skorpione sowie (exotische) Kleinsäuger wie etwa Gerbils, fristen oft ein trostloses artwidriges Dasein hinter (Plexi-)Glas. Allesamt hochkomplexe, hinsichtlich ihrer Habitatsbedingungen anspruchsvolle und leidensfähige Geschöpfe, welche, ihres Ursprungs entsprechend, exakt an sie angepasste klimatische Bedingungen sowie adäquate Luftfeuchtigkeit, Futtermittel und Bodenbeschaffenheit benötigen, um ein artgerechtes und gesundes Leben führen zu können. Ein Leben, wie es ihnen innerhalb eines Terrariums i.d.R. verwehrt bleibt und resultierend oft von Leidensdruck geprägt ist. Vielen Exotenhaltenden mangelt es, aufgrund von Nachlässigkeit oder schlichtem Desinteresse, an nötiger Fachkenntnis, was die Verpflegung sowie den korrekten artspezifischen Umgang mit den empfindsamen Geschöpfen betrifft. Anders als domestizierte Tiere, können Exoten wie Reptilien menschlicher Nähe und „Zuneigung“ zudem i.d.R. nichts abgewinnen - vielmehr können die Tiere massiven Stress erleiden, wenn sie betatscht oder auf den Arm genommen werden und sich infolge physisch bedrängt oder gar bedroht sehen - Exoten sind keine „Streicheltiere“!
Längst ist die Terraristik – als kostenintensive Haltungsform - zu einer beachtlichen Wirtschaftssparte erwachsen, die nicht nur von der Veräußerung der Behältnisse selbst, zugehöriger Gerätschaften und Ausstattungselemente profitiert, sondern vor allem auch mit dem Handel der terrarienbewohnenden Exoten großen Reibach macht. Wo die Nachfrage stetig steigt und die Nachzucht verschiedener Arten mit hohem finanziellen Aufwand und vielen Schwierigkeiten verbunden ist, werden nicht selten auch Wildfänge zum Verkauf angeboten, die ihrer natürlichen Umgebung zuvor gewaltsam entrissen wurden, in welcher sie als unverzichtbare Öko-Akteure fungiert und ein Leben fernab von (plexi)gläsernen Barrieren geführt haben. Nicht alle raren Exoten genießen internationalen Schutzstatus - oft ist dieser national beschränkt und spielt dem globalen Handel mit gefährdeten Arten somit in die Karten. Insbesondere extrem seltene und daher teils noch unentdeckte Arten sind von internationalen „Handelsregulierungen“ i.d.R. ausgenommen und können daher zur leichten Beute für kriminelle Händler:innen und perfide profitorientierte Strukturen werden – darunter vor allem Reptilien und Amphibien, wie sie von fernen Ländern aus nach Europa geschmuggelt, um letztlich, nebst Nachzuchten, in Zoohandlungen oder auf entsprechenden Messen – wie etwa der weltgrößten „Börse für Terrarientiere“ – der „Terraristika“ in Hamm – als in winzige Plastikboxen gesperrte „Wühltischware“ offeriert zu werden, während die Bestände in ihren Ursprungsländern meist zusehends schwinden. Viele Tiere überleben die Transportstrapazen nicht - und gehen, mangels hinreichender Versorgung oder aufgrund von Verletzungen und/oder Stresseinwirkung elendig zugrunde, noch bevor sie in den Handel gelangen.
Ein nicht minder grausames und ebenso tierleidförderndes Parallel-Geschäft stellt die Zucht sowie die Veräußerung von so genannten „Futtertieren“ dar, welche „Terrarien“-Tieren i.d.R. lebendig zum Fraß vorgeworfen werden. Heuschrecken, Grillen u.a. werden zuhauf in kleine Behältnisse gepfercht, wo sie meist ohne ausreichend Bewegung und Futter dahinhinvegetieren und nicht selten verenden. Als „Schlangenfutter“ gezüchtete und gehandelte Mäuse und Ratten ereilt oft ein ähnlich qualvolles, tierschutzwidriges Schicksal.
Terraristik bzw. Exotenhaltung bedeutet i.d.R. Tierleid hinter (Plexi-)Glas, fördert Naturplünderung, gefährdet den globalen Artenschutz und sollte konsequent aus (deutschen) Haushalten verbannt werden! – Wir fordern dahingehend ein dezidiertes Ausstellungs- sowie Handelsverbot!
Bitte weitersagen!
Quellen:
Terrarientiere: Into the wild! - Ethik.Guide (ethikguide.org)
Reptilienschmuggel: Handel ohne Grenzen • Pro Wildlife
„Wildtiere als Wühltischware“: Tierschutzorganisation kritisiert „Terraristika“ in Hamm