Achtbeinige Hausbesucher – „UI“ statt „PFUI“!
„PFUI SPINNE!“ – ein seit dem 19 Jahrhundert etablierter Ausruf, welcher – meist lauthals und mit entsprechender Mimik - geäußert wird, um Ekel, Abneigung und/oder tiefes Unbehagen auszudrücken - und die achtbeinigen Tiere, in entsprechend negativem Kontext, redensartlich versinnbildlicht und stigmatisiert – zu Unrecht.
Jene Krabbler, welche zu Halloween in Plastikform zuhauf in künstliche Spinnweben drapiert werden, um Betrachtende das Gruseln zu lehren, werden als lebendige Gäste, wie sie vornehmlich ab Herbst unsere Bauwerke aufsuchen, um sich vor zunehmender Nässe und Kälte zu schützen, längst nicht allerorts toleriert:
Vor allem Artenvertreter wie etwa die Große Hauswinkel- und die Zitterspinne finden sich dieser Tage vermehrt in den kuscheligen Ecken und Nischen unserer Wohnungen, Keller und Scheunen ein, um vor der frostigen Härte des Winters zu fliehen und sich an kleinen Insekten zu laben, die sich ebenfalls und oft sogar ganzjährig den Schutz und die Wärme unserer Behausungen zunutze machen.
PFUI SPINNE? Während die (Große) Zitterspinne – die ihren Namen ihrer „schwingenden“ Abwehrstrategie verdankt – mit ihrer filigranen Erscheinung in ihrem großzügig gesponnenen Netz meist völlig bewegungslos sitzend an der Decke verweilt, zieht die ebenfalls harmlose und insektenhungrige Große Hauswinkelspinne - mit ihrer Imposanz - schon eher mal unliebsame Aufmerksamkeit auf sich, wenn sie ihre geheimen, mit trichterförmigen Netzen ausgekleideten Ecken verlässt - und über Böden und Wände flitzt. Da sie kühle und feuchte Habitate präferiert, ist die Hauswinkelspinne allerdings primär in Kellern oder Bädern anzutreffen. Nur selten verirrt sich das hübsche Spinnentier mal in der Dusch- oder Badewanne, welcher sie allein meist nicht mehr entsteigen kann. Die kunstvoll gesponnenen Netze der Spaltenkreuz- oder Sektor(en)spinne verschönern oft Terrassen- oder Eingangs-, seltener dafür Wohnungslampen. Wem dies missfällt, der/die kann präventiv das Licht ausschalten, um die Tierchen weitestgehend fernzuhalten.
UI SPINNE! Mit Ausnahme der aus dem Mittelmeerraum stammenden Nosferatu-Spinne, welche bei Reizung schon mal (in i.d.R. unbedenklichem Maße) „giftig“ werden kann, und daher nicht mit der bloßen Hand behelligt werden sollte, eint unsere hiesigen achtbeinigen Freunde, dass sie eher scheu und für Menschen sowie "Heim"tiere grundsätzlich harmlos sind. Darüber hinaus machen die Hausbesucher (auf Zeit) vielen als „Schädlinge“ bezeichneten Insekten – wie etwa Silberfischchen und Motten – auf natürliche Weise den Garaus, was den ohnehin fragwürdigen wie bedenklichen Einsatz von (chemischen) Vernichtungsmitteln i.d.R. obsolet macht. Wo intensive Landwirtschaft, Flächenversieglung und resultierende Nahrungsknappheit den fragilen und ökologisch unverzichtbaren Achtbeinchen zusehends die Habitats- bzw. Lebensgrundlage entzieht, bieten unsere beheizten Wohnstätten Spinnen nährenden Unterschlupf und Schutz in und vor der kalten Jahreszeit.
Wer sich – angesichts arachnophobischer Tendenzen – dennoch gezwungen sieht, sich der achtbeinigen Herbst-/Wintergäste zu entledigen, der/die sollte keinesfalls zu Staubsauger oder Zeitungsrolle, sondern stattdessen zu Glas und Pappdeckel oder einem „Spinnenfänger“ greifen, und die Tierchen möglichst schonend und unversehrt nach draußen befördern. Entgegen aller unter Spinnenfürchtenden kursierender Gerüchte, hegen die Tiere – einmal rausgebracht - übrigens nicht die verbissene Intention, deine Wohnung erneut aufzusuchen. Zudem können – falls nötig und möglich - Fliegengitter angebracht sowie Fenster und Türen präventiv geschlossen werden, um Spinnen und Insekten fernzuhalten.
UI statt PFUI! - Jedes Leben ist wertvoll.
Welche achtbeinigen Herbst-/Wintergäste hast du schon in deiner Wohnung angetroffen?
Bitte weitersagen!
Quellen:
Schau mal, wer da kommt: Spinnen im Haus - NABU
Winkel- und Zitterspinnen: Spinnen suchen jetzt Schutz im Haus | BR24
Spinnen im Haus: Warum man im Herbst so viele sieht - ZDFheute